Jeder Feinstaub der PM2,5-Fraktion ist Gefahrstoff
Die Einhaltung der Grenzwerte oder einer Reduzierung noch über die gesetzlichen Vorgaben hinaus liegen in der Hand und Verantwortung jedes einzelnen Unternehmens. Und jedes einzelne Unternehmen kann aktiv werden zum Schutz der Gesundheit seiner Mitarbeiter.
Alarmierend: Immer mehr Menschen erkranken an Lungenkrebs, ohne jemals geraucht zu haben

Eine Analyse von mehr als 30.000 Patienten in Europa, Amerika und Asien zeigt, dass Schwebeteilchen in der verschmutzten Luft der Auslöser für die Tumore sind – so eine am 5. April 2023 veröffentlichte Studie. “Diese Arbeit zeigt ein neues Paradigma für die Entstehung von Krebs”, fasst der Onkologe Charles Swanton, Forscher am Francis Crick Institute in London und Hauptautor der Studie, an der Dutzende von Wissenschaftlern aus Europa, Asien und Nordamerika beteiligt waren, zusammen. „Diese Ergebnisse belegen insgesamt eine tumorfördernde Rolle von PM2,5-Luftschadstoffen und geben Anstoß für gesundheitspolitische Initiativen zur Bekämpfung der Luftverschmutzung, um die Krankheitslast zu verringern“, so die Autoren.
Auslöser ist Feinstaub
Das Phänomen von Lungenkrebspatienten, die nie oder nur sehr sporadisch geraucht haben, beschäftigte Onkologen schon länger. Die Studie der Forscher um Charles Swanton weist auf einen der Schuldigen hin: winzige Partikel, die in der verschmutzten Luft schweben. Untersucht wurde die Belastung mit 2,5-Mikrometer-Feinstaub (PM 2,5) und das Auftreten von Lungenkrebs bei 33 000 Nichtrauchern im Vereinigten Königreich, Kanada, Südkorea und Taiwan. Die Autoren konzentrierten sich auf Personen, die eine Mutation im EGFR-Gen aufweisen, einem typischen Marker für Lungenkrebs bei Personen, die nie oder nur sehr sporadisch geraucht haben. Die Ergebnisse zeigen einen klaren Zusammenhang zwischen der Luftverschmutzung und dem Auftreten dieser Tumore.
Bei Menschen, die eine erbliche Vorbelastung für Lungenkrebs mitbringen, fördert die Entzündung des Lungengewebes durch Feinstaub Tumirentstehung und Tumorwachstum. Die Schlussfolgerung der Forschenden: Für Menschen, in deren Erbgut ohnehin bestimmte Gene so mutiert sind, dass sie ein höheres Lungenkrebsrisiko haben – selbst wenn sie nicht rauchen –, kann Feinstaub in der Luft, die sie atmen, den entscheidenden Unterschied machen.
Laut der Studie schießt die Häufigkeit von Lungenkrebs bei Nichtrauchern bereits nach drei Jahren in verschmutzter Luft in die Höhe. In Europa sind 96 % der Stadtbevölkerung PM 2,5-Partikelwerten ausgesetzt, die über den von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Werten liegen, so die Europäische Union. “Durch die Luftverschmutzung sterben jedes Jahr weltweit acht Millionen Menschen. Etwa 300.000 von ihnen sterben an Lungenkrebs. Einige von ihnen sind Menschen, die nie geraucht haben, aber die EGFR-Mutation haben”, erklärt er. In Europa sind dies etwa 15 % der Patienten, in Asien kann der Prozentsatz bis zu 75 % betragen“, so Swanton in der in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Nature veröffentlichten und von den Leitmedien weltweit aufgegriffenen Studie.
Je kleiner, desto heimtückischer: PM 2,5-Partikel
Esteve Fernández, Forscher am Katalanischen Institut für Onkologie und Experte für Lungenkrebs, erklärt, dass feine PM 2,5-Partikel “weit in die Lunge eindringen, die Bronchiolen passieren und in den Blutkreislauf gelangen”. “Sie haben einen Durchmesser von 2,5 Mikrometern, während Epithelzellen etwa 10 Mikrometer groß sind. Ihre Wirkung ist also vergleichbar mit dem Werfen von Steinen auf eine Person”, sagt er. Obwohl bereits bekannt war, dass Luftverschmutzung zu Tausenden von Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Unfälle und Krebs führt, liefert die Studie nach Ansicht des Forschers wichtige Details über die Rolle dieser Partikel bei der Entstehung von Krebs. “Mit diesen Informationen sollten sich Regierungen und Unternehmen verantwortungsbewusster fühlen und verstehen, dass ihr Handeln einen Preis für die Gesundheit hat”, zitiert ihn die spanische Tageszeitung „El País“.
„Aktuell ist eine strengere Regulation der Feinstaubbelastung die wichtigste praktische Konsequenz aus den Ergebnissen dieser bahnbrechenden Arbeit“, wird Petros Christopoulos vom Universitätsklinikum Heidelberg von der Zeitschrift Focus zitiert.
“Die neue Studie untermauert jedenfalls, dass winzige Schadstoffpartikel, die wir einatmen, uns krank machen können. Und sie liefert eine plausible Erklärung dafür, wie das in einem speziellen Fall passiert. Ein Körnchen an Erkenntnis. Und ein weiteres gewichtiges Argument für bessere Luft”, fasst Dagny Lüdemann in der “Zeit” zusammen.
Gegen Feinstaub in Innenräumen kann jedes Unternehmen selbst etwas tun!
In Deutschland sind Politik und Behörden aktiv gegen Feinstaub in den Städten. Die EU gibt als erlaubten Grenzwert 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft für Partikel bis 10 Mikrometer Durchmesser (PM10) und 25 Mikrogramm für Partikel bis 2.5 Mikrometer Durchmesser (PM2. 5). Für Feinstaub PM2.5 soll das Limit nach dem Vorschlag der EU-Kommission vom Oktober 2022 stark abgesenkt werden: 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft statt bisher 25 Mikrogramm. Zudem soll der Grenzwert für Feinstaub PM10 auf 20 statt bisher 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft sinken.
Liegen die Messwerte in einer Stadt häufiger über dem Höchstwert, ist sie zu Luftreinhaltemaßnahmen verpflichtet. Um die Luftqualität in den Städten und Gemeinden zu verbessern, haben etwea die Regierungspräsidien Baden-Württembergs bisher 27 Luftreinhalte- und Aktionspläne aufgestellt. Diese enthalten Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität. Die Ausweisung von Umweltzonen, verbunden mit Fahrverboten für Fahrzeuge mit hohem Schadstoffausstoß, gehört unter anderem dazu. Wir kennen den berühmten Feinstaubalarm in Stuttgart. Anfangs war er in aller Munde, und die Landeshauptstadt erlangte durch ihn bundesweit zweifelhafte Bekanntheit. Doch inzwischen hat sich die Belastung in der Stadt so weit reduziert, dass der Feinstaubalarm fast Geschichte ist.
Die kostenlose und werbefreien Android- und iPhone-App „Luftqualität“ des Umweltbundesamtes (UBA) stellt stündlich aktualisierte Daten für die gesundheitsgefährdenden Schadstoffe Feinstaub (PM10 und PM2.5), Stickstoffdioxid und Ozon zur Verfügung.
Wer aber wird aktiv, wenn es um die Luftqualität, konkret die Belastung der Luft mit PM 2,5-Partikeln, in Innenräumen geht?
Einerseits Gesetzgeber, Umweltbundesamt, BAUA (Bundesamt für Arbeitschutz und Arbeitsmedizin) und DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) mit Arbeitsplatzgrenzwerten ( 1,25 mg/m³ für A-Stäube am Arbeitsplatz (einatembare alveolengängige Stäube – entspricht der PM2,5-Fraktion und 10 mg/m³ für E-Stäube am Arbeitsplatz (einatembare Stäube – entspricht etwa der PM10-Fraktion) und Hinweisen etwa darauf, dass die Konzentrationen von PM2,5-Feinstaub in Innenräumen deutlich über denjenigen in der Außenluft liegen. Dies bedeutet, dass die Hauptquellen für diese Partikelfraktion im Innenraum zu suchen sind. Bei als Gefahrstoff klassifizierten Stäuben wie Holz- oder Papierstaub liegen die Grenzwerte noch niedriger.
Doch mit den Erkenntnissen der neuesten Studie ist eigentlich jeder Feinstaub der PM2,5-Fraktion Gefahrstoff.
Die Einhaltung dieser Grenzwerte oder einer Reduzierung noch über die gesetzlichen Vorgaben hinaus liegen in der Hand und Verantwortung jedes einzelnen Unternehmens. Und jedes einzelne Unternehmen kann aktiv werden zum Schutz der Gesundheit seiner Mitarbeiter.
Mit Schutzkleidung, mit Absaugung an der Entstehungsquelle, mit Reinigung der Hallenluft durch leistungsfähige Luftfilter – wie etwa den DFI von Euromate.
Das haben die langjährigen Mitarbeiter verdient. Und danach schauen die jungen Menschen, die jetzt auf den Arbeitsmarkt strömen. Mit Obstschale und Mineralwasser ist es nicht getan, um Fachkräfte zu gewinnen. Eine Kultur der Achtsamkeit für Lebens- und Arbeitsqualität, beginnend mit Luftqualität, ist für viele längst ein Kriterium bei der Arbeitsplatzwahl.
Finden Sie Lösungen gegen Feinstaub!
Mit Material aus Nature, El País, La Nación, Focus Zeit