Warum öffnen wir nicht einfach die Fenster?

Ende November 2021 erschien ein Artikel in der renommierten britischen Medizinzeitschrift BMJ (British Medical Journal). Die Überschrift lautet: „Warum öffnen wir nicht einfach die Fenster“? Da der Artikel der Forscher und Forscherinnen um Stephanie J. Dancer (Edinburgh Napier University und NHS Lanarkshire, Edinburgh, UK) genau das unterstreicht, worauf wir seit Beginn der Pandemie hingewiesen haben, haben wir ihn als Grundlage für diesen Artikel verwendet. Der Originalartikel in englischer Sprache mit allen Verweisen auf die zugrunde liegenden Studien kann hier heruntergeladen werden.
Übertragung auf dem Luftweg
In immer mehr Ländern beginnt man endlich zu begreifen, dass die Übertragung von SARS-CoV-2 hauptsächlich über die Luft erfolgt. Verschiedene Modellstudien haben dies aufgezeigt. Darüber hinaus gibt es verschiedene praktische Situationen, die bestätigen, dass das Virus hauptsächlich über kleine aerosolförmige Partikel verbreitet wird, die in die Atemwege gelangen.
Schon zu Beginn der Pandemie hätten u. a. das Gesundheitswesen, Schulen und Büros dazu angehalten werden müssen, die Luftqualität zu verbessern.
Leider haben viele Behörden dies verhindert, weil sie den Verbreitungsweg über die Luft nicht erkannt haben. Was genau ist die Ursache dafür?
Warum hat man bisher so wenig auf den Zusammenhang von Raumluft und Corona-Infektion geachtet?
Nicht im Blick
Gründe, warum die Bedeutung der Raumluft nicht genügend in den Blick genommen wurde, gibt es viele. Nicht immer etwa lässt sich ein Corona-Ausbruch auf genau eine Ursache zurückführen. Nicht immer versagen alle Maßnahmen eines Bündels. Und die Vorstellung von gefährlichen Viren auf dem Einkaufswagen ist einfach „plastischer“ als die von Luft im Aufzug, mit der wir Viren einatmen von einem Infizierten, der längst ein paar Stockwerke tiefer ausgestiegen ist.
Die Hygienekonzepte stützen sich auf ein Paket von Maßnahmen, von denen man annimmt, dass sie die meisten Übertragungswege abdecken. Dies erklärt die (unangebrachte) Betonung großer Tropfen und des Risikos von Schmierinfektionen über Hände und Oberflächen, wie z. B. die Desinfektion von Einkaufswagen im Supermarkt.
Es ist nun wichtig, dass immer mehr Behörden die wichtige Rolle der Luft bei der Übertragung von Infektionen erkennen.
Hohe Kosten
Ein weiterer Grund, warum die Luftqualität auf der Strecke geblieben ist, sind die Kosten. Die meisten Gebäude werden nicht unter dem Gesichtspunkt der Luftqualität geplant, während Energieeinsparungen und Wärmekomfort ganz oben auf der Liste der Anforderungen stehen. Die Außenluft unterscheidet sich in der Regel in Temperatur und Feuchtigkeit von der Innenluft, und die Aufbereitung der Außenluft ist sehr energieaufwendig. Darüber hinaus ist die Anpassung bestehender Systeme zeitaufwändig und äußerst kostspielig. Hinzu kommt, dass Lüftungsanlagen in der Regel von Gebäudebetreibern und -eigentümern verwaltet werden, nicht unbedingt von den potenziellen Mietern.
Nachteile der natürlichen Lüftung
Natürliche Lüftung, wie das Öffnen von Fenstern, führt zu Diskussionen über die Temperatur, insbesondere im Winter. Außerdem wird der Luftstrom nicht optimal beeinflusst und Fenster oder Türen können aus Sicherheitsgründen nicht überall geöffnet werden.
Bestehende Lüftungsnormen werden nicht erfüllt
Wie weit sind wir mit der Luftqualität in Innenräumen? Die bestehenden Belüftungsnormen berücksichtigen kaum das Risiko von über die Luft übertragenen Infektionen, obwohl man davon ausgehen muss, dass sich die meisten Menschen durch das Einatmen von mit Coronaviren kontaminierter Luft infizieren.
Das Öffnen von Fenstern ist ein Anfang, reicht aber sicher nicht aus, um die Ausbreitung von SARS-CoV-2 oder anderen über die Luft übertragenen Viren (wie Grippe oder gewöhnliche Erkältung) zu minimieren.
Luftreinigung und Belüftung gehen Hand in Hand
Die Rolle der Luftreinigung bei der Minimierung der Kontamination wurde lange Zeit vernachlässigt. Glücklicherweise sind immer mehr Länder wie Belgien, Deutschland und einige Bundesstaaten der USA der Ansicht, dass Belüftung und Luftreinigung Hand in Hand gehen. Der Einsatz von zertifizierten, professionellen (mobilen) Luftreinigern sorgt dafür, dass die Luft in einem Innenraum mehrmals pro Stunde vollständig gereinigt wird. Verunreinigungen wie Viren, aber auch Bakterien und Feinstaub werden kontinuierlich gefiltert, so dass ein Raum mit sauberer und sicherer Luft gewährleistet ist.

Fenster öffnen allein reicht nicht…