Sick Building Syndrome - krank in einem krankmachenden Gebäude

Als Sick-Building-Syndrome (SBS) oder Gebäudekrankheit wird ein Bündel von Symptomen bezeichnet, bei denen Bewohner oder Besucher eines Gebäudes gesundheitliche Beeinträchtigungen oder Auswirkungen auf das Wohlbefinden erfahren, die direkt auf die Zeit zurückzuführen sind, die sie in dem Gebäude verbracht haben.
“Seit Jahren beobachten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler besonders bei Menschen, die in Büroräumen arbeiten, dass diese sich nach längerem Aufenthalt am Arbeitsplatz und abends, nachdem sie das Büro verlassen haben, krank fühlen. Die Beschwerden verschwinden nach einer gewissen Zeit wieder, sobald sich die Betroffenen nicht mehr in den Büroräumen oder in den betreffenden Gebäuden aufhalten”, so das Umweltbundesamt bereits 2017.
Welche Beschwerden werden beobachtet?
Die Betroffenen leiden unter zumeist unspezifischen Beschwerden, also solchen, die bei mehreren Krankheiten auftreten können, wie tränende Augen, gereizte Schleimhäute, Kopfschmerzen oder juckende Haut. Diese unspezifischen Beschwerden, die beim Aufenthalt in Gebäuden entstehen, werden unter dem Begriff „Sick Building Syndrome” (SBS) zusammengefasst. Allerdings sind die Ursachen für das Auftreten des SBS nicht klar. Vermutete Zusammenhänge mit einer erhöhten Schadstoffkonzentration am Arbeitsplatz und dem Auftreten der Beschwerden konnten nicht bestätigt werden. Damit muss das SBS klar von der Building Related Illness (BRI) unterschieden werden, bei der zum Beispiel allergene, mikrobielle oder chemische Belastungen nachweisbare Ursachen für die Entwicklung gebäudebezogener Erkrankungen sind (Quelle: Umweltbundesamt.)
Bei der Building Related Illness führen zum Beispiel Bakterien wie Legionellen oder Chemikalien in Gebäuden zu medizinisch klar definierten und teilweise schweren Krankheiten. Einer Building Related Illness können stets nachweisbare Auslöser und konkret definierte Krankheiten mit Symptomen zugeordnet werden. Dies grenzt die BRI klar von dem Sick-Building-Syndrom ab, bei dem den Beschwerden keinen klaren Auslösern zugeordnet werden können.
Unklare Ursachen
Nach einer Definition der WHO wird der Begriff Sick Building Syndrom verwendet, wenn bei mehr als 10 bis 20 % der Bewohner oder Beschäftigten in einem Gebäude nicht genau spezifizierbare Symptome von Krankheiten oder gesundheitliche Beschwerden auftreten. Per Definition müssen diese nach dem Verlassen des Gebäudes relativ schnell wieder abklingen.
Laut Schätzungen leiden 20 – 30 % aller Büroangestellten unter verschiedensten Ausprägungen und Schweregraden des Sick Building Syndroms. Die Zahl von Fehldiagnosen ist beim Sick Building Syndrom relativ hoch. Teilweise werden durch Chemikalien in der Raumluft verursachte Symptome mit verstärktem Arbeitsstress erklärt. Viele Betroffene suchen mit ihren Beschwerden auch keinen Arzt auf, da sie diese nicht als behandlungsbedürftig einstufen. Diese Faktoren erschweren eine fundierte statistische Erfassung.
In der ProKlimA-Studie wurden in Deutschland von 1994 bis 2000 rund 5.000 in Büros Beschäftigte untersucht. Mit Fragebögen, umfangreichen Messungen an den Arbeitsplätzen und klinischen Daten ermittelten die Fachleute die Häufigkeit und die Ursachen der gesundheitlichen Beschwerden. Dabei zeigte sich unter anderem, dass die meisten SBS-Beschwerden nach Aufenthalt in Räumen mit Klimaanlagen geäußert wurden. Ein konkreter Zusammenhang zu Schadstoffbelastungen ließ sich nicht nachweisen. Büros mit Klimaanlagen waren im Gegenteil oft sogar weniger belastet. Hier spielte wohlmöglich das Unbehagen Einzelner gegenüber Klimaanlagen und das Bevorzugen der „klassischen” Fensterlüftung eine Rolle.
Die Belastung der Innenraumluft mit Schadstoffen, zum Beispiel flüchtigen und schwerflüchtigen organischen Verbindungen (VOC und SVOC), der Befall mit Mikroorganismen und andere Faktoren waren insgesamt sehr unterschiedlich und nur in Einzelfällen eine mögliche Ursache für Beschwerden. Zu diesen Chemikalien zählen zum Beispiel Lösungsmittel, Weichmacher, Terpene und Formaldehyd. Diese Luftschadstoffe können unter anderem aus Lacken, Reinigungsmitteln, Möbeln und Fußböden freigesetzt werden. Auch Flammschutzmittel, Tonerstäube und Emissionen aus PCs und Monitoren werden als Ursachen des Sick Building Syndroms diskutiert. Auch Bakterien und Schimmelpilze sowie physikalische bzw. physiologische Belastungen durch Lärm und schlechte Arbeitsplatzergonomie können zum SBS beitragen.
Vorbeugende Maßnahmen zur Bekämpfung des Sick-Building-Syndroms:
- Erhöhung der Geschwindigkeit der Belüftung und der Luftverteilung.
- Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen müssen so eingestellt werden, dass sie den Lüftungsstandards der örtlichen Bauvorschriften entsprechen.
- Beseitigung der kontaminierten Quellen. Dazu gehören der Austausch von Deckenplatten und Teppichen, die mit Wasser verschmutzt sind, die Vermeidung von synthetischen oder behandelten Polsterstoffen, die Minimierung des Gebrauchs elektronischer Geräte und das Abschalten nicht genutzter Geräte.
- Ein Schnelltest aus der Apotheke zum Nachweis von flüchtigen organische Verbindungen (VOC) oder eine professionelle Raumluftanalyse kann Aufschluss geben über das Vorhandensein von schädlichen Gasen oder Mikroben
- Luftreinigung ist eine nützliche Ergänzung bei der Bekämpfung der Luftverschmutzung und kann eine Vielzahl von Schadstoffen aus der Luft entfernen.